6. November 2025 | Running-News

Hellen Obiri bricht Streckenrekord beim New York-Marathon

Hellen Obiri hat beim New York-Marathon den 22 Jahre alten Streckenrekord ihrer Landsfrau Margaret Okayo gebrochen und bei dem Rennen die erste Frauen-Siegzeit unter 2:20:00 Stunden erreicht. Die 35-jährige Kenianerin triumphierte in 2:19:51 Stunden vor ihrer Landsfrau Sharon Lokedi, die nach 2:20:07 im Ziel war. Als Dritte komplettierte die Titelverteidigerin Sheila Chepkirui in 2:20:24 ein rein kenianisches Podium. Alle drei Kenianerinnen blieben unter dem bisherigen Kursrekord. Vierte wurde überraschend die US-Amerikanerin Fiona O’Keeffe mit 2:22:49. Die Olympiasiegerin Sifan Hassan (Niederlande) musste sich auf der sehr welligen, schwierigen New Yorker Strecke mit Rang sechs in 2:24:43 zufrieden geben.

 

Auch im Rennen der Männer dominierten die Kenianer. Dabei gab es am Ende einen packenden Zweikampf, den Benson Kipruto in 2:08:09 knapp vor dem zeitgleichen Alexander Mutiso gewann. Auch der drittplatzierte Läufer kam aus Kenia: Albert Korir war nach 2:08:57 im Ziel. Ausgezeichnet schlug sich in seinem Debüt der Brite Patrick Dever, der in 2:08:58 Platz vier belegte. Einen starken fünften Platz erreichte in einem allerdings nach mehreren Absagen geschwächten Männer-Elitefeld der Schweizer Matthias Kyburz mit 2:09:55.

 

Der frühere Weltrekordler Eliud Kipchoge (Kenia) kam in seinem letzten Elite-Marathonrennen kurz vor seinem 41. Geburtstag nach 2:14:36 Stunden ins Ziel. Im schnellsten Marathon seiner Karriere war der Ausnahmeläufer 2019 in Wien in einem nicht Rekord-konformen Rennen 1:59:40,2 gelaufen. Äthiopiens Laufsport-Legende Kenenisa Bekele gab in New York auf. Der bereits 43-Jährige ging ungefähr bei Kilometer 28 aus dem Rennen.

 

Bei der 54. Auflage des New York-Marathons erwarteten die Veranstalter rund 55.000 Läufer im Ziel.

 

Im Rennen gegen drei der besten kenianischen Marathonläuferinnen hatte Sifan Hassan dieses Mal keine Chance. Erst vor gut zwei Monaten war die Olympiasiegerin in Sydney gelaufen und hatte dort mit 2:18:22 einen hochkarätigen Streckenrekord aufgestellt. Offensichtlich war die Holländerin noch nicht wieder in Bestform. Es war besonders Sheila Chepkirui, die ab Kilometer 20 immer wieder das Tempo bestimmte. Neben beziehungsweise hinter ihr liefen die Olympia-Dritte Hellen Obiri und die aktuelle Boston-Siegerin Sharon Lokedi.

 

Offensichtlich wollte Chepkirui mit Tempowechseln die Konkurrentinnen und ganz besonders Hassan müde laufen. Bezüglich der Holländerin funktionierte diese „Jo-Jo-Taktik“. An der Halbmarathon-Marke (71:01 Minuten) hatten die drei Kenianerinnen sowie die ebenfalls in der Spitzengruppe laufende Fiona O’Keeffe einen Vorsprung von fünf Sekunden auf Sifan Hassan. Kaum hatte die Holländerin die Lücke wieder schließen können, drückte Chepkirui erneut auf das Tempo und Hassan fiel wiederum zurück. Dieses Spielchen wiederholte sich mehrmals. Als rund zehn Kilometer vor dem Ziel neben Chepkirui auch Lokedi Tempoarbeit leistete, wuchs der Vorsprung des kenianischen Trios so deutlich, dass es dieses Mal keinen Weg zurück an die Spitze für Sifan Hassan gab. Geschlagen war auch die überraschend starke Fiona O’Keeffe.

 

Wahrscheinlich hatte die Führungsarbeit aber auch für Sheila Chepkirui zu viel Kraft gekostet. Ungefähr bei 40 km musste sie ihre beiden Landsfrauen ziehen lassen. Somit kam es ein weiteres Mal zu einem großen Zweikampf zwischen Hellen Obiri und Sharon Lokedi. Vor einem Jahr hatte in Boston Obiri gewonnen, in diesem Frühjahr lag Lokedi in Boston vorne. In New York war nun wieder Hellen Obiri die etwas stärkere Läuferin. Die 35-Jährige, die auch schon 2023 in New York triumphiert hatte, verbesserte mit ihrer Siegzeit von 2:19:51 den Streckenrekord gleich um 2:40 Minuten. 2003 war ihre Landsfrau Margot Okayo in New York bereits 2:22:31 gelaufen.

 

Im Rennen der Männer war das Tempo lange Zeit verhalten. So lagen an der Halbmarathon-Marke, die nach 65:18 Minuten erreicht wurde, noch 21 Läufer an der Spitze. Deutlich schneller wurde es erst im Bereich von Kilometer 35. Der Olympia-Dritte Benson Kipruto, der mit seiner Bestzeit von 2:02:16 zu den Topfavoriten zählte, setzte sich nun an die Spitze. In der Folge zog sich die achtköpfige Spitzengruppe weit auseinander und nur noch einer konnte mit Kipruto mithalten: Alexander Mutisio, der London-Marathon-Sieger des vergangenen Jahres, lief unmittelbar hinter Kipruto. Gut 500 Meter vor dem Ziel hatte Kipruto ein paar Meter Vorsprung herausgelaufen, doch auf den letzten Metern kam Mutisio nochmals heran. Aber Kipruto rettete einen knappen Vorsprung ins Ziel. Beide Läufer waren mit 2:08:09 Stunden zeitgleich – das gab es in der langen Geschichte des New York-Marathons noch nie.

 

Ergebnisse, Männer:

  1. Benson Kipruto KEN 2:08:09
  2. Alexander Mutiso KEN 2:08:09
  3. Albert Korir KEN 2:08:57
  4. Patrick Dever GBR 2:08:58
  5. Matthias Kyburz SUI 2:09:55
  6. Joel Reichow USA 2:09:56
  7. Charles Hicks USA 2:09:59
  8. Sondre Moen NOR 2:10:15

 

Frauen:

  1. Hellen Obiri KEN 2:19:51
  2. Sharon Lokedi KEN 2:20:07
  3. Sheila Chepkirui KEN 2:20:24
  4. Fiona O’Keeffe USA 2:22:49
  5. Annie Frisbie USA 2:24:12
  6. Sifan Hassan NED 2:24:43
  7. Jessica Warner-Judd GBR 2:24:45
  8. Emily Sisson USA 2:25:05

 

Die 10 schnellsten Frauen-Zeiten in der Geschichte des New York-Marathons:

2:19:51          Hellen Obiri              KEN   2025

2:20:07          Sharon Lokedi         KEN   2025

2:20:24          Sheila Chepkirui      KEN   2025

2:22:31          Margaret Okayo       KEN   2003

2:22:38          Joyciline Jepkosgei KEN   2019

2:22:39          Peres Jepchirchir    KEN   2021

2:22:44          Viola Cheptoo          KEN   2021

2:22:48          Mary Keitany            KEN   2018

2:22:49          Fiona O’Keeffe        USA   2025

2:22:52          Ababel Yeshaneh   ETH    2021

 

Text: Jörg Wenig

Fotos: Victah Sailer

Hellen Obiri ließ am Ende auch Sharon Lokedi hinter sich. / Foto: Victah Sailer